Leben auf kleinem Raum -

Leben auf kleinem Raum -

Rationale Entscheidungen

Bevor ich meinen Van ausgebaut habe, lebte ich schon lange eher minimalistisch. Meine 50qm Wohnung in Köln stand zur Hälfte leer, weil ich es einfach nicht eingesehen habe Möbel nur zu kaufen um meinen Raum zu füllen. Versteht mich nicht falsch, Platz ist etwas schönes. Wenn ich mir irgendwann mein kleines Traumhaus kaufe, dann wird das auch genügend Platz haben für ein geräumiges Bett, ein großes Sofa mit einer Kinoleinwand davor und einer Küche, die … ja okay, bei einer großen Küche bin ich dann doch raus. Aber ihr wisst was ich meine. Doch für den Moment ist Platz etwas worauf ich ohne große Probleme verzichten kann.

Vanlife war für mich also ein ziemlich logischer Schritt: Ein Raum, der genau das bietet, was ich brauche – nicht mehr, nicht weniger. Plus den Zusatz, dass ich reisen kann, ohne zusätzliche Ausgaben zu haben. Außerdem ist ein Auto teuer, eine Wohnung auch. Warum also für beides zahlen, wenn ich auch einfach in meinem Auto leben kann und somit die Miete spare? Welchen entscheidenden Mehrwert bringt mir eine teure Wohnung? Ich habe kurz hin und her überlegt und angefangen zu rechnen:

Ich habe 2023 beispielsweise meine damalige 50qm Wohnung bezogen und 690€/kalt gezahlt plus 100€ für Strom & Wasser. Also knapp 790€ insgesamt. Zwar habe ich auch schon in einem WG-Zimmer gelebt für 460€ all in, ich bin aber wirklich kein WG-Mensch. Wenn ich parallel zur Miete noch die Kosten für ein Auto tragen würde, dann komme ich schnell auf knapp 1000€ oder mehr., da ich knapp 450€ für meinen Wagen einkalkulieren muss, je 150€ für Versicherung/Steuern, Reparaturen & Sprit. (Ich kann mein Auto leider nicht über meine Familie versichern, was die Versicherung ungemein teuer macht, so viel zur Chancengleichheit).

Diese simple Rechnung führte dazu, dass ich mich dafür entschieden habe ein Leben ohne klassische Wohnung zu führen. Was hatte ich auch groß zu verlieren? Wenn es mir nicht gefallen würde oder es einfach nicht mein Lebensmodel ist, so könnte ich mir ja jederzeit wieder eine Wohnung suchen. Ich hatte mich also Entschieden.

Faktencheck: “2025 wird für Köln ein durchschnittlicher Mietpreis von 15,44 € pro Quadratmeter angegeben. Es gibt größere Schwankungen, etwa von 12,05 € bis 18,14 €, je nach Wohnlage und Gebäudealter. Dabei sind kleine Wohnungen tendenziell teurer als große.”

Aller Anfang ist schwer

Nach einer Anfangs schier unendlich langen Suche nach dem richtigen Fahrzeug, vielen Enttäuschungen und unzähligen Zweifeln hatte ich nach fast einem Jahr der Suche, dann endlich diesen kleinen Peugeot gefunden. Es war buchstäblich Liebe auf den ersten Blick. Bereits als ich ihn das erste Mal sah hatte ich dieses Gefühl, dass wir einfach zusammen gehören. Ich haderte dennoch, ich hatte zuvor nie ein Auto und Vans sind nicht gerade billig. Da kommen dann doch die Selbstzweifel und die Frage, ob ich nach 10 Jahren überhaupt noch fahren kann oder der Führerschein in meinem Portemonnaie eig. nur nette Deko ist. Eins der Probleme, die ich einfach für mein Zukunfts-Ich beiseite schob und den Wagen kaufte. Spoileralert: Einparken kann ich bis heute nicht. Dafür habe ich einfach noch keine Zeit gefunden es wieder zu lernen. Naja irgendwann werde ich das schon können - auf magische Art und Weise. Ich stand also da, stolze Besitzerin eines Minibusses. Witzigerweise ging der Umbau mir und meinem besten Freund, den ich natürlich einfach mit für dieses Projekt eingespannt hatte, recht leicht von der Hand. Kurz nach der Schule hatte ich mal eine Ausbildung zur tech. Zeichnerin angefangen, wo ich nun fast 10Jahre später dann doch etwas von profitieren konnte. Handwerklich sind wir zwar beide keine Profis, aber ungeschickt zum Glück auch nicht. Ich hatte mir zuvor eine Kostenkalkulation erstellt und vieles versucht so kosteneffizient wie möglich zu ergattern, dennoch hat mich dieses Projekt insgesamt ca. 16.500€ gekostet. Der innere Zahlennerd in mir empfindet das zwar als recht teuer, allerdings bin ich komplett autark durch ein ausreichendes Solarsetup, genug Wasser für ca. zwei Wochen und eine Standheizung für den Winter. Also alles was ich so brauche. Auch mathematisch betrachtet wird sich diese Anschaffung nach vier Jahren gelohnt haben und wenn ich von einer Durchschnittsmiete von 800€/warm ausgehen würde und es gegen meine aktuell angesetzten 450€/monatlich rechne.

Klar, anfangs war es eine Umstellung, aber das ist es auch, wenn man eine neue Wohnung bezieht oder eine andere Stadt plötzlich sein Zuhause nennt. Der Alltag ist nun minimal anders, aber es gibt kaum eine Sache, die ich groß vermisse. Den morgendlichen Kaffee gibt es, genauso wie die Zockernächte, wenn ich Lust darauf habe. Natürlich wäre eine klassische Dusche eine schöne Sache, aber mit einem Wasserkanister und einem Duschaufsatz geht auch dies ganz gut. Vanlife ist also eine Entscheidung, die ich immer wieder genauso treffen würde.

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